[B]logbuch #02 – Eine andere Dimension
Was passiert hier gerade? Warum sitze ich in einem Zug und nicht auf dem Rad? Meine Kehle ist trocken, die Augen schwer und alle Gelenke schmerzen. Ein Blicknauf die Uhr verrät mir, es ist der 2. Juli. Wie bin ich hier her gekommen? Was ist das letzte woran ich mich erinnern kann? Der Abend bei Uwe und Susanne: Salat, Brot und Wein. Was haben die beiden mit mir gemacht!? … Moment da ist noch mehr.
Ich stehe an der Tür einer alten Kirche. Vor mir schreiten die Leute den Gang herunter und verteilen sich wie die Zweige eines Baumes in alle Richtungen. Ich gehe mit den Anderen. Viel mehr zieht es mich, wie ein Seil an meinem Gürtel, denn ich weiß nicht wo ich hin muss. Ich setze mich auf die hölzerne Bank. Der erste Platz direkt am Gang. Wer weiß ob ich gleich rennen muss. Für einen kurzen Moment – nur einen Wimpernschlag – schließe ich die Augen.

Als ich sie wieder los mache sitze ich an einem fein gedeckten Tisch. Ein Mann wie ein Vampir sitzt mir gegenüber und schaut erwartungsvoll in meine Richtung. „Jens, warum isst du nicht?“ Kartoffeln, Nudeln, Antipasti, Bruschetta überbackenes Gemüse, Rindergulasch, Schweinenacken und Hähnchenbrust. Ein Winpernschlag. Ein Junger Mann mit Anzug tanzt unter einem seidigen Vorhang. Frauen mit feinen Kleidern schmeißen sich wortwörtlich an ihn ran.

Ein letzter Wimpernschlag und ich kneife die Augen fest zu. Der schwarze Schirm meiner Iris wird durchbrochen von kryptischen Zahlen und Buchstaben. THR1717. Ich sitze wieder im Zug. Wo führt er wohl hin? Was war das eben? Eine parallele Dimension? Oder habe ich zu wenig getrunken? Eine Fata Morgana vielleicht? Oder sind dies bloß die Fieberträume all der Dinge, die ich zur Zeit nicht haben kann? Eine Frau, ein Festmahl, einen feinen Anzug und ein Zuhause.
Der Zug hält. Die Türen gehen auf und ich betrete den menschenleeren Bahnsteig.

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